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28. Mai 2019

Roboterassistierte Chirurgie: Wenige Vorteile trotz hoher Kosten

 

 

Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment untersucht roboterassistierte Chirurgie bei Indikationen im Thorax und Bauchraum

 

Wien, 28. Mai 2019 – Klinische Studien über roboterassistierte Chirurgie für Indikationen im Thorax und Bauchraum belegen bisher wenige Vorteile dieser kostenintensiven Operationsmethode. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse des Ludwig Boltzmann Instituts für Health Technology Assessment, in deren Rahmen relevante, internationale klinische Studien unter die Lupe genommen wurden. Tatsächlich ist die Datenlage derzeit sehr unbefriedigend, da größere, qualitativ hochwertige und statistisch aussagekräftigere Studien kaum vorhanden sind.

 

Roboterassistierte Chirurgie erlaubt minimalinvasive Eingriffe mit hoher Präzision. Generell würde man sich dadurch im Vergleich mit anderen Verfahren wie der Laparoskopie oder der offenen Chirurgie Vorteile für PatientInnen beim Operations- und anschließenden Genesungsverlauf erwarten. Ob dem tatsächlich so ist, wurde nun in einer umfassenden Studie des Ludwig Boltzmann Instituts für Health Technology Assessment (LBI-HTA) für Indikationen im Thorax und Bauchraum untersucht. Dazu wurden insgesamt 28 relevante, kontrollierte klinische Studien mit jeweils mindestens 10 PatientInnen in der HTA-Studie inkludiert. Die Ergebnisse wurden jetzt im Rahmen des European Network for Health Technology Assessment (EUnetHTA) veröffentlicht.

 

Kaum Vorteile – Schwache Datenlage

„Zusammengefasst kann man sagen, dass es für die analysierten Indikationen wenige Hinweise auf eindeutige Vorteile für die Wirksamkeit und Sicherheit dieser modernen Operationsmethode gibt“, meint Priv. Doz. Dr. Claudia Wild, Institutsleiterin des LBI-HTA. Dieses Ergebnis wiegt insofern besonders schwer, da roboterassistierte Operationssysteme teuer sind, tendenziell längere Operationsdauern bedingen und eine intensive Einschulung sowie entsprechend häufiges Praktizieren der ChirurgInnen erforderlich machen. Letzteres, so führen die StudienautorInnen ausdrücklich aus, trägt aber zu einer schweren Vergleichbarkeit unterschiedlicher Studien bei.

 

Denn die Studien geben bisher wenig Auskunft darüber, inwiefern Erfahrungen und häufige Praxis einen Einfluss auf das Operationsergebnis haben können.Auch insgesamt war die Datenlage eher dünn, was in der Studie gleich eingangs betont wird. So konnte für neun der 13 untersuchten Verfahren im Bereich des Thorax und Bauchraums keine ausreichende Evidenz (d.h. eindeutiger Nachweis, Beleg oder Beweis) aus vergleichenden klinischen Studien gefunden werden, die es erlaubt hätte, den Nutzen der roboterassistierten Chirurgie gegenüber anderen Methoden festzustellen.

 

Komplikationen möglicherweise reduziert

Für einige wenige Verfahren ließen sich gewisse – wenngleich mit großer Unsicherheit behaftet – Vorteile erkennen, wenn auch nur bei einzelnen und nicht allen klinischen Ergebnissen. So scheint die roboterassistierte Ösophagektomie (Entfernung der Speiseröhre) im Vergleich zur offenen Chirurgie die postoperativen Komplikationen wahrscheinlich zu reduzieren und die postoperative Lebensqualität der PatientInnen zu erhöhen. Bei der Gastrektomie (Magenentfernung) könnte der roboterassistierte chirurgische Eingriff – im Vergleich zu laparoskopischen Eingriffen – postoperative Komplikationen möglicherweise verbessern. Auch bei Entfernungen der Gallenblase dürfte die roboterassistierte Chirurgie verglichen mit den anderen Methoden zu weniger oder milderen Komplikationen während und nach der Operation führen. Eine roboterassistierte Rektumresektion (Teilentfernung des Enddarms) kann möglicherweise die sexuelle Funktionsfähigkeit verbessern und postoperative Komplikationen verringern, dagegen aber vermehrt intraoperative Komplikationen zur Folge haben.

 

Insgesamt sensibilisiert das LBI-HTA mit dieser Studie für eine kritische Analyse von Vor- und Nachteilen neuer, kostenintensiver Operationstechniken. Wie die Studie zeigt, ist die Evidenz für die Vorteile solcher Techniken oftmals nicht überzeugend. In Bezug auf roboterassistierte Chirurgie im Thorax und Bauchraum sollte sich die Datenlage allerdings in den nächsten fünf Jahren deutlich verbessern. Denn, so ein weiteres Ergebnis des Berichts, zahlreiche Studien laufen bereits zu diesem Thema und umfassen dabei bis zu 5.000 PatientInnen.

 

Originalpublikation:
Roboterassistierte Chirurgie bei Indikationen im Bereich des Thorax und des Bauchraums. EUnetHTA-Report. Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment. LBI-HTA Project report No. 108: http://eprints.hta.lbg.ac.at/1198/

 

Rückfragehinweis:
Ludwig Boltzmann Institute for Health Technology Assessment
Priv. Doz. Dr. phil Claudia Wild
Direktorin
Ludwig Boltzmann Institute for Health Technology Assessment
Garnisongasse 7/20
1090 Wien
T +43 / 1 / 236 81 19-12
E Claudia.Wild@hta.lbg.ac.at
W http://hta.lbg.ac.at

 

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