Forschung
6. März 2009
Qualität vor Quantität: Empfehlungen zum Fettkonsum in Österreich
Auf Initiative der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) haben am Wochenende führende Fachleute aus Österreich internationale Empfehlungen zur Fettqualität in unserer Ernährung auf nationaler Ebene verabschiedet. Die wesentlichen darin enthaltenen Botschaften sind:
- – Die Qualität der Fette ist ausschlaggebend für die menschliche Gesundheit
- – Minimale Änderungen der Ernährungsgewohnheiten können dieGesundheit positiv beeinflussen
- – Konsumenten sollen bei der gesünderen Entscheidung über die Fettaufnahme unterstützt werdenWien, März 2009. Eine von der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) initiierte ExpertInnenrunde verabschiedete am Wochenende für Österreich eine Empfehlung zur gesundheitlichen Bedeutung der Fettqualität in der Ernährung. Damit reagiert die ÖGE auf einem Anfang Februar erfolgten gemeinsamen Appell der International Union of Nutritonal Sciences (IUNS) und der World Heart Federation (WHF), der verstärkt die Wichtigkeit der Qualität von Fetten in das Bewusstsein der Konsumenten rückt. Dazu Univ.-Prof. Dr. Ibrahim Elmadfa, Vorstand des Instituts für Ernährungswissenschaften der Universität Wien, Präsident der ÖGE und designierter Präsident der IUNS: „Wenn von hohem Fettkonsum gesprochen wird, bedeutet dies nicht, dass die Bevölkerung alle Fette meiden soll. Denn es muss dabei bedacht werden, dass Fette für unseren Körper lebenswichtig sind. Gerade aber wenn die Fettaufnahme verringert wird, ist es wesentlich, dass die richtige Art von Fetten und Fettsäuren in einer angemessenen Menge konsumiert werden.”
Internationale ExpertInnen sind sich über die entscheidende Bedeutung der Qualität der Fette in unserer Ernährung einig
Bei der internationalen ExpertInnentagung der IUNS und WHF kamen vierzig der weltweit führenden WissenschafterInnen auf dem Gebiet der Ernährung und Gesundheit aus 25 Ländern Anfang Februar in Barcelona zusammen. Dabei war man sich einig, dass die Fettqualität in der Ernährung wichtig ist für ein normales Wachstum sowie für die Entwicklung und dass sie einen markanten Einfluss auf das Blut-Cholesterin und das Auftreten von koronaren Herzerkrankungen und Schlaganfällen hat.
Desweiteren wurden klare Empfehlungen abgegeben, wie KonsumentInnen dabei unterstützt werden könnten, gesündere Entscheidungen über ihre Fettaufnahme zu treffen. Dabei wird eine klare und einfach zu befolgende Empfehlung für die Allgemeinheit als wesentlich angesehen, ebenso wie auch die Ermunterung von ErnährungswissenschafterInnen, MedizinerInnen, DiätologInnen, KöchInnen und anderen MeinungsbildnerInnen, dabei zusammenzuarbeiten, dass ihre Empfehlungen vom Publikum nicht nur gehört, sondern auch befolgt werden können.
In einer zusammenfassenden Stellungnahme der internationalen ExpertInnen wird herausgestrichen, dass bereits erheblicher Nutzen dadurch entsteht, wenn minimale Änderungen in den Ernährungsgewohnheiten vorgenommen werden: So wird z.B. der Ersatz von Vollfettmilchprodukten (wie Fettkäsen) und Fleischprodukten durch magerere
Alternativen und die Verwendung von Fetten und Ölen auf pflanzlicher Basis, die reich an essentiellen Fetten sind (Sonnenblumenöl, Rapsöl, Sojabohnenöl und aus diesen Ölen hergestellte Produkte wie Margarinen) anstelle von solchen auf tierischer Basis (Schmalz, Butter usw.) empfohlen.
Schritte und Aktionen für Österreich
Ein erster erfolgreich durchgeführter Schritt für Österreich und Basis für die weitere Aufklärungsarbeit ist das von Prof. Elmadfa gemeinsam mit der ÖGE einberufene Expertentreffen österreichischer WissenschafterInnen und Fachleute, das am 27. März 2009 in Wien stattfand.1 Dabei wurde auf der Grundlage der IUNS-Empfehlungen die Bedeutung der Fettqualität im offenen Dialog erörtert und ein gemeinsames Positionspapier verabschiedet.
Diese Empfehlungen für Österreich folgen auch unmittelbar auf den am 23. März 2009 vorgestellten und somit top-aktuellen Österreichischen Ernährungsbericht 20082, der diesmal auch auf das Thema Qualität der Fette in der Ernährung eingegangen ist. Auch dieser belegt, dass die Österreicherinnen und Österreicher nicht genügend gesunde essentielle und damit lebenswichtige Fettsäuren zu sich nehmen, somit also der Qualität ihres Fettkonsums zu wenig Aufmerksamkeit widmen.
Dass für diesen Mangel auch das Fehlen einer umfangreichen und kompetenten Aufklärung zum besseren Verständnis der Bedeutung der Fette und Fettsäuren mitverantwortlich ist, waren sich die ExpertInnen laut Prof. Elmadfa einig. Tatsächlich belegt auch eine Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Forsa, die Anfang des Jahres in Österreich durchgeführt wurde, diese Wissenslücke eindruckvoll (Der Wissensstand der ÖsterreicherInnen über die Bedeutung von Fetten. Jänner 2009).
Als Beispiel für die verständliche Aufbereitung von Ernährungsempfehlungen verweist Prof. Elmadfa in diesem Zusammenhang auf die zehn Regeln der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), die von der ÖGE vollinhaltlich übernommen und offiziell empfohlen werden, sowie auf die sieben im Österreichischen Ernährungsbericht 2008 angeführten Richtlinien für eine gesunde Ernährung in Österreich. Vollwertig essen und trinken nach diesen Empfehlungen ist nicht nur ein Wegweiser zur „optimierten Nährstoffaufnahme“, sondern auch eine Anleitung zu genussvollem und vielseitigem Essen. Nicht nur ernährungsphysiologische, sondern auch kulinarische, kulturelle und soziale Aspekte der Ernährung spielen bei diesen Empfehlungen eine wichtige Rolle. Zum Thema Fette sagen diese Regeln bzw. Richtlinien z.B. folgendes:
„Weniger Fett und fettreiche Lebensmittel“
Fett liefert lebensnotwendige (essentielle) Fettsäuren, und fetthaltige Lebensmittel enthalten auch fettlösliche Vitamine. Fett ist besonders energiereich, daher kann zu viel Nahrungsfett Übergewicht fördern. Zu viele gesättigte Fettsäuren erhöhen das Risiko für Fettstoffwechselstörungen mit der möglichen Folge von Herz-Kreislauf-Krankheiten.
1 Univ.-Prof. Dr. Ibrahim Elmadfa, Vorstand des Instituts für Ernährungswissenschaften der Universität Wien (Vorsitz, ÖGE- Präsident); Univ.-Prof. Dr Emmerich Berghofer, Department für Lebensmittelwissenschaften und -technologie, BOKU Wien (ÖGE-Vizepräsident); Dorothea Brandstätter, MSc., Diätologie, FH Campus Wien; Prim. Univ. Doz. Dr. Peter Fasching, 5. Medizinische Abteilung, Wilhelminenspital; Mag. Rita Kichler, Gesundheitsreferat, Fonds Gesundes Österreich; Dr. Margit Kornsteiner, Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien; Univ.-Prof. Dr. Anita Rieder, Institut für Sozialmedizin, Meduni Wien; Ass.-Prof. Dr. Petra Rust, Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien (ÖGE-Vizepräsidentin); Univ.-Prof. Dr. Hermann Toplak, Klinik für Innere Medizin, Meduni Graz; Dr. Alexander Zilberszac, Abteilung für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz, spezielle Waren und FAO/WHO Coedex Alimentarius, II/B/8, Bundesministerium für Gesundheit
2 Herausgegeben vom Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien. Erstellt in Kooperation mit Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette (z.B. Raps- und Sojaöl und daraus hergestellte Streichfette). Achten Sie auf unsichtbares Fett, das meist in Fleischerzeugnissen, Milchprodukten, Gebäck und Süßwaren sowie in Fast Food- und Fertigprodukten meist enthalten ist. Insgesamt 60 – 80 g Fett pro Tag reichen aus.“
Quellen:
(10 Regeln der DGE) http://www.dge.de/pdf/10-Regeln-der-DGE.pdf, http://www.oege.at/php/current/content.php?l=de&a=2244,
7 Richtlinien des Österreichischen Ernährungsberichtes 2008, S 401: http://www.bmgfj.gv.at/cms/site/bestellservice.html?channel=CH0521
„Ich begrüße jede Initiative in Österreich, die dazu dient, die Ernährung in unserem Land zu verbessern”, erklärt Prof. Elmadfa seine Teilnahme am 30. März 2009 in Wien beim Auftakt der österreichweiten Aufklärungsarbeit zum Thema „Die Bedeutung von Fetten für unsere Gesundheit“, die ab sofort in Österreich gestartet wird.
Die in Österreich lancierte Initiative ist Teil einer Serie von Initiativen weltweit, die das Ziel verfolgen, die Empfehlungen der internationalen ExpertInnentagung der IUNS und WHF bekannt zu machen und so Bemühungen in Richtung einer gesünderen Ernährung zu fördern.
-Ende –
Hintergrundinformation IUNS / WHF Treffen in Barcelona
Das internationale Expertentreffen wurde unter Schirmherrschaft von International Union of Nutrition Sciences und der World Heart Federation abgehalten. Beide Organisationen unterhalten eine Partnerschaft mit Unilever auf dem Gebiet der Gesundheitsförderung. Das Meeting wurde mit unabhängiger Forschungsförderung (unrestricted Grant) von Unilever unterstützt.
Die Tagung wurde von einem wissenschaftlichen Lenkungsausschuss mit den folgenden Mitgliedern angeführt:
- Professor Ricardo Uauy – Vorsitzender (Präsident der IUNS)
- Professor Pekka Puska – Vizevorsitzender (Generaldirektor, Nationales Institut für Gesundheit undSoziales, Finnland, gewählter Präsident der World Heart Federation)
- Connie Diekman M.Ed, RD, FADA (Rektor der Ernährungsuniversität, Universität Washington in St.Louis)
- Professor Ibrahim Elmadfa (Direktor, Institut für Ernährungswissenschaften, Universität Wien)
- Professor Bert Koletzko (Vorsitzender der Abteilung für Stoffwechselerkrankungen undErnährungsmedizin, Doktor des von Hauner Kinderspitals, Ludwig-Maximilians-Universität München)
- Dr. Hans Zevenbergen (Bereichsleiter für Ernährung, Unilever Forschung und Entwicklung)Der vollständige Text der beiden zusammenfassenden Stellungnahmen sowie weitere Informationen können bei der unten angegebenen Pressestelle bezogen werden.
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