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Wissenschaft

20. Januar 2014

Peter Handke jetzt auch online: Einzigartiger Zugang zu den Werkmaterialien des Schriftstellers

Mit der Website „handkeonline“ liegt jetzt ein direkter Zugang zu den Werkmaterialien eines der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller vor. Umfassende Bestände zu Peter Handke aus öffentlichen sowie privaten Sammlungen werden vernetzt und beschrieben und so ein einmaliger Einblick in die Genese seiner Bücher gegeben. Mit Einverständnis Handkes konnten von einigen Werkfassungen und Notizbüchern Gesamtfaksimiles erstveröffentlicht werden. Die Zusammenführung dieser Daten schafft im Rahmen eines Projekts des Wissenschaftsfonds FWF eine einzigartige und online verfügbare Referenzquelle.

Peter Handke ist einer der bedeutendsten Schriftsteller im deutschen Sprachraum. Obwohl der Autor bereits ab Mitte der 1960er-Jahre große Anerkennung fand, maß er der Überlieferung von Werkmaterialien vorerst keine große Bedeutung bei. Projektnotizen gingen verloren und zahlreiche Originaldokumente wurden bis in die 1970er-Jahre an verschiedene Privatpersonen verschenkt und auf mehrere Sammlungen verstreut. Erst durch das Projekt „Forschungsplattform Peter Handke“ erfolgt nun am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (LIT) eine koordinierte Aufarbeitung dieses Materials sowie – auf der Website „handkeonline.onb.ac.at“ – eine Präsentation der Ergebnisse.

Online & Umfassend

Doch wie der Projektleiter Dr. Klaus Kastberger erläutert, geht das Projekt über eine „einfache“ Dokumentation und Beschreibung werkgenetischen Materials hinaus: „Auch die Verfahren der Textentstehung werden genau analysiert. Weiters bildet eine virtuelle Forschungsplattform einen Teil der Projekt-Website. Diese wird von einem internationalen wissenschaftlichen Beirat begleitet und verbindet unsere Arbeit mit der aktuellen Forschung.“

Eine wesentliche Grundlage der Arbeit des Teams um Dr. Kastberger bildet dabei das Literaturarchiv selbst. Bereits im Jahr 2007 konnte von der Österreichischen Nationalbibliothek das nahezu komplette Vorlassmaterial ab dem Jahr 1990 vom Autor erworben werden. Kurze Zeit später gewann man die einzigartige Handke-Sammlung von Johann Widrich (einem Jugendfreund Handkes) als Leihgabe. Diese reicht zurück bis zu den Schreibanfängen Handkes und umfasst Typo- und Manuskripte, Notizbücher, Briefe, Bücher mit Notizen, private Fotos, annotierte Landkarten u.v.m. Ergänzt wird dieses Material durch die Verzeichnung umfangreicher Handke-Bestände am Deutschen Literaturarchiv Marbach und am Literaturarchiv Salzburg.

Web- & Buchseiten

Die jetzt vorliegende Website ist in insgesamt sechs Module gegliedert. „Das erste – Wege durchs Material – ist eine Art virtuelle Ausstellung,“ erklärt Dr. Kastberger. „Es bietet eine Annäherung an die vielfältigen Erscheinungsformen von Handkes Schreiben.“ Das zweite Modul umfasst 76 Notizbücher des Autors aus dem Zeitraum von 1972 bis 1990 mit einem Umfang von fast 10.000 Seiten. Dieser gigantische Textkorpus, der den Hintergrund von Handkes Schreiben bildet, wird in Bezug zu den veröffentlichten Werken des Autors gesetzt. Das dritte Modul, „Werke & Material“, gliedert Handkes Buchveröffentlichungen in Prosa, Übersetzung, Theater, Sammelband, Journal, Lyrik und Hörspiel. Werkmaterialien zu jedem Einzelwerk wurden erschlossen und als genetische Konvolute zusammengeführt. Für Mag. Katharina Pektor, Projektmitarbeiterin, ist dieses Modul das Kernstück des Projekts: „Hier werden alle vorhandenen Materialien zur Genese eines Werkes verzeichnet und beschrieben: Von Typo- und Manuskripten über Satzvorlagen, Druck- und Korrekturfahnen bis hin zu den Erstdrucken.“ Diverse Recherche- und Begleitmaterialien vervollständigen dies.

Gesamtfaksimiles ausgesuchter Werke bilden mit Zustimmung des Autors das vierte Modul. Das fünfte Modul bietet dann eine Open Access-Plattform für fundierte Beiträge zu text- und werkgenetischen sowie schreibprozessorientierten Arbeiten, und das sechste Modul enthält eine umfassende und aktuelle Bibliografie aller Bücher und Einzeltexte des Autors sowie ein Gesamtverzeichnis der aktuell verfügbaren Forschungsliteratur.

Der Projektfortschritt bis in das Jahr 2015 wird für eine weitere Vertiefung der Seiten-Inhalte sorgen. Doch schon jetzt hat dieses FWF-Projekt dank der öffentlich zugänglichen Inhalte nicht nur bei ExpertInnen und WissenschafterInnen viel Interesse geweckt, sondern auch bei Personen, die ganz allgemein an Handke Interesse haben. Ein erfreulicher Zusatzeffekt, der die Bedeutung grundlegender wissenschaftlicher Arbeit auch für die Öffentlichkeit demonstriert.

Weblink: http://handkeonline.onb.ac.at

Bild und Text ab Montag, 20. Jänner 2014, ab 10.00 Uhr MEZ verfügbar unter: http://www.fwf.ac.at/de/public_relations/press/pv201401-de.html

Wissenschaftlicher Kontakt:
PD Dr. Klaus Kastberger Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
Josefsplatz 1
1015 Wien
T +43 / 1 / 534 10 – 349
E klaus.kastberger@onb.ac.at

Der Wissenschaftsfonds FWF: Mag. Stefan Bernhardt
Haus der Forschung Sensengasse 1

1090 Wien
T +43 / 1 / 505 67 40 – 8111 E stefan.bernhardt@fwf.ac.at W http://www.fwf.ac.at

Redaktion & Aussendung: PR&D – Public Relations für Forschung & Bildung Mariannengasse 8

1090 Wien T+43/1/5057044 E contact@prd.at
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Wien, 20. Jänner 2014