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27. Januar 2014

Prostatakrebs: Wiener Mediziner entwickeln hocheffizientes Medikament mit globalen Partnern 30 % weniger Sterblichkeit – Österreichische Studienteilnehmer erhielten frühzeitig innovative Behandlung.

Wien, 27. Jänner 2014 – 30 Prozent Reduktion des Sterblichkeitsrisikos – das ist eines der beeindruckenden Ergebnisse einer globalen Medikamentenstudie zur Behandlung des Prostatakrebs. Diese Woche werden die gesamten Studiendaten auf einer der weltweit wichtigsten Onkologie-Tagungen, der ASCO GU, präsentiert. Die Entwicklung des ungewöhnlich wirksamen Krebsmedikaments erfolgte dabei auch durch drei klinische Studien in der Arbeitsgruppe Urologische Tumore am AKH Wien. Bereits seit vier Jahren konnten dort Studienteilnehmer mit dem Therapeutikum behandelt werden. Vor Kurzem wurde die Studie frühzeitig abgebrochen – die überragenden Ergebnisse veranlassten das Aufsichtsgremium, das Therapeutikum raschestmöglich auch der Placebokontrollgruppe verfügbar zu machen.

Die Symposien der American Society of Clinical Oncology (ASCO) gelten weltweit als bedeutendste Foren für die Präsentation neuer Studienergebnisse zur Krebsbehandlung. Auf dem heute begonnenen ASCO Genitourinary (GU) Symposium in San Francisco werden nun dringend erwartete Daten zu einem neuen Androgenrezeptor-Antagonist vorgestellt. Dieser wurde gegen den sogenannten Castration-Resistent-Prostatakrebs (CRPC) entwickelt und hemmt das durch männliche Sexualhormone angeregte Tumorwachstum. Tatsächlich, so die Daten, kann das innovative Therapeutikum das Sterblichkeitsrisiko der Patienten um 30 Prozent senken. Das Risiko, dass der Tumor weiter wuchs oder der Betroffene starb, konnte gegenüber einer Placebogruppe sogar um 81 Prozent gesenkt werden.

„Die diese Woche präsentierten Daten“, so erklärt Prof. Michael Krainer, Leiter der Arbeitsgruppe Urologische Tumore am AKH Wien, „beziehen sich dabei auf Patienten, die bisher noch keine Chemotherapie erhalten haben. Die neue Verwendungsmöglichkeit dieses Therapeutikums bietet für diese Patientengruppe eine wirksame Behandlungsalternative.“ Tatsächlich war das Medikament bereits im Jahr 2013 für Patienten zugelassen worden, die zuvor eine Chemotherapie erhalten hatten. Aufgrund der überzeugenden Wirksamkeit bei diesen Patienten folgten anschließend sehr rasch Studien zur Anwendung, auch bei sogenannten chemotherapeutisch-naiven Patienten. Tatsächlich waren auch die Ergebnisse dieser Studie der klinischen Phase 3 bereits bei einer Zwischenauswertung so eindeutig,

dass das Independent Data Monitoring Committee (IDMC) den Abbruch der Studie empfahl. So soll nicht nur die Kontrollgruppe raschestmöglich Zugang zu dem Medikament erhalten, sondern der Zulassungsprozess insgesamt beschleunigt werden.

Weltweit wurde diese Studie an Zentren in den USA, Kanada, Australien, Russland, Asien und europäischen Ländern durchgeführt. Bereits seit dem Jahr 2009 begleitet die Arbeitsgruppe Urologische Tumore am AKH Wien die Entwicklung und Zulassungen des Medikaments. So konnte im Rahmen von drei Studien bereits zahlreichen Patienten mit dem Medikament geholfen werden. Die Arbeitsgruppe gilt dabei europaweit als eine der renommiertesten Studienbegleiter im Bereich des Prostatakarzinoms: Seit dem Jahr 2002 wurden mehrere hundert Patienten in 17 klinische Studien aufgenommen. Das Spektrum deckt dabei alle modernen Therapiealternativen ab. Von der Chemo- über die Hormon- bis zur Immuntherapie. Tatsächlich ist die Gruppe sogar das größte Studienzentrum in ganz Europa für ein spezielles Immuntherapeutikum.

„Die Teilnahme an klinischen Studien verschafft frühzeitig Zugang zu den modernsten Therapien und ermöglicht eine höchst intensive Betreuung“, erläutert Prof. Krainer den Nutzen klinischer Studien, den er aus langjähriger Erfahrung kennt. „Tatsächlich wissen wir, dass selbst Patienten in Kontrollgruppen einen positiven Nutzen aus der Studienteilnahme ziehen. Hier wirkt sich die gesamte Erfahrung eines hoch-motivierten und international engagierten Betreuungsteams voll aus.“ Doch selbst Patienten, die den strengen Aufnahmekriterien einer solchen Studie nicht entsprechen, können an Zentren wie der Arbeitsgruppe Urologische Tumore – unter besonderen Umständen – mit modernsten Therapeutika behandelt werden, führt Prof. Krainer weiter aus: „Sogenannte named patient programs erlauben uns unter strengsten Auflagen, Patienten, für die es keine Behandlungsalternative mehr gibt, mit Medikamenten zu behandeln die sich noch im Zulassungsprozess befinden. Klinische Studien bieten so in mehreren Aspekten einen echten Mehrwert für Patienten.“

Über Prostatakrebs:
Prostatakrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebsart und unter Männern weltweit die sechsthäufigste Todesursache aller Krebsarten. Jedes Jahr wird bei 670.000 Männern Prostatakrebs diagnostiziert. Die höchsten Raten gibt es in West- und Nordeuropa, den USA, Australien und Neuseeland. In Europa, wo derzeit mehr als 2 Mio. Männer mit Prostatakrebs leben, ist dieser Krebs eine der häufigsten Krebsarten bei Männern. In den 25 Mitgliedstaaten der EU wurde im Jahr 2006 bei 301.500 Männern Prostatakrebs diagnostiziert1. Für zahlreiche Länder wurden in den letzten Jahren substanzielle Anstiege bei Prostatakrebsfällen verzeichnet. Patienten mit hormon-resistentem Prostatakrebs benötigen zusätzliche Behandlungsoptionen.

1 Ferlay, J., et al., Estimates of the cancer incidence and mortality in Europe in 2006 Ann Onc 2007; 18(3):581-92

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Prof. Dr. Michael Krainer Medizinische Universität Wien
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