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Forschung

14. Juni 2011

Nationalpark Hohe Tauern: Klimaforschung im Klimawandel Forschungsprojekte als Fährtenleser & Datenmonitore

Matrei in Osttirol, 14. Juni 2011 – Das Klima ist im Wandel – und die Natur zeigt erste mahnende Zeichen. Diese werden im Nationalpark Hohe Tauern nicht einfach hingenommen, sondern wissenschaftlich genauestens dokumentiert und analysiert. WissenschafterInnen überwachen dafür in zahlreichen Projekten den Rückgang der Gletscher, das Auftauen der Permafrostböden und erarbeiten Prognosen für die Gewässerentwicklung. Bei diesen Tätigkeiten begleitet sie gegenwärtig eine Gruppe von nationalen und internationalen WissenschaftsjournalistInnen, die dabei auch erfährt, wie im Nationalpark Hohe Tauern die kommende Generation zu nachhaltigem Klimaschutz motiviert wird.

Das Hochgebirge ist ein Grenzbereich, der besonders sensibel auf Änderungen reagiert. So wirkt der Klimawandel hier schneller und stärker als in anderen Regionen. Das Abschmelzen der Gletscher ist dabei nur die augenscheinlichste Auswirkung. Andere werden in zahlreichen Klimaforschungsprojekten des Nationalparks Hohe Tauern aufgedeckt. Ausgehend von ihren Untersuchungen und Analysen auf lokaler Ebene, berücksichtigen die WissenschafterInnen dabei auch globale Änderungen und tragen so wesentlich zur Erforschung des Gesamtphänomens Klimawandel bei.

Tatsächlich ist die Forschung – neben dem Naturraum-Management und der Bildung & BesucherInneninformation – seit Jahrzehnten einer der drei zentralen Aufgabenbereiche des Nationalparks Hohe Tauern. Während jedoch zu Beginn der Forschungstätigkeiten die systematische Naturwissenschaft mit der Entdeckung und Erfassung der unbelebten und belebten Natur das Hauptinteresse bildete, so drängen sich nun immer mehr klimatisch bedingte Fragestellungen auf. Wie diesen die WissenschafterInnen im größten Schutzgebiet Mitteleuropas begegnen, zeigt der Nationalpark Hohe Tauern aktuell im Rahmen einer Pressereise unter dem Motto „Auf den Spuren der Klimaerwärmung. Forschungsprojekte als Fährtenleser & Datenmonitore“. Elf FachjournalistInnen aus dem deutschsprachigen Raum lernen so mitten am Ort des Geschehens im Hochgebirge die Tätigkeiten der WissenschafterInnen kennen.

Ewiges Eis mit Ablaufdatum

Im Forschungsprojekt „Gletschermassenbilanz“ vermessen und beobachten KlimaforscherInnen die Keese im Nationalpark Hohe Tauern und setzen sich so mit der Frage nach dem tatsächlichen

Umfang der Gletscherschmelze auseinander. Minus 1.481.400 m3 an Masseverlust lautete ihre Antwort für das Jahr 2009/2010. Es schmilzt aber nicht nur das „ewige Eis“ in den Höhen, sondern auch der Permafrost unter der Erdoberfläche beginnt zu tauen. Jene Böden, die normalerweise dauerhaft Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aufweisen, erwärmen sich und bringen Felsstürze, Muren oder rutschende Felsblöcke mit sich. Wie sich die Grenze des Permafrostes verschiebt, wird deshalb im Rahmen des Projekts „permalp.at“ analysiert. Dabei wird anhand der Forschungsergebnisse ein Simulationsmodell der aktuellen Permafrostverbreitung in Österreich erstellt, die anschließend auf entsprechenden Karten veranschaulicht wird.

Der Rückgang der Gletscher, gekoppelt mit intensiveren Trockenperioden und einer Änderung des Niederschlags, wird künftig auch weitreichende Konsequenzen auf die Fließgewässer im Nationalpark haben. Deshalb werden die Änderung der Schmelzwassermenge, der Wasserqualität und der Fließwasserökologie in den Gebirgsbächen untersucht. Mithilfe eines dort neu entwickelten, innovativen Ansatzes und multidisziplinärer Untersuchungsmethoden wird es so erstmals möglich, umfassend die kausalen Zusammenhänge zwischen Glaziologie, Hydrologie, Geomorphologie, Ökologie und Biodiversität zu interpretieren.

Klima – Mensch – Nationalpark

„Der Klimawandel oder besser noch seine Folgen sind nicht rein an einzelnen Erscheinungen festzuhalten. In einer so hoch diversifizierten Zone wie dem Nationalpark spielen die verschiedensten Faktoren zusammen. Wir beschränken uns daher nicht darauf, die Konsequenzen nur zu beobachten, sondern analysieren auch Abhängigkeiten und Interferenzen und schließlich natürlich den Einfluss des Menschen“, erklärt Mag. Peter Rupitsch, Direktoriumsvorsitzender des Nationalparkrates Hohe Tauern. Aus diesem Grund wird dem Klimawandel auch im Rahmen der Bildungsarbeit besondere Bedeutung zugemessen. Wenn beispielsweise die mobile Klimaschule des Nationalparks in die Schulen der Nationalparkregion fährt, dann bringen Nationalpark Ranger Kindern mit altersgerechten Methoden die klimatischen und ökologischen Zusammenhänge des Klimawandels näher. So gelingt es, ihre Motivation für einen nachhaltigen Klimaschutz zu wecken und sie auch mit dem nötigen Wissen dafür auszustatten.

Über den Nationalpark Hohe Tauern

Mit einer Fläche von 1.836 km2 stellt der 1981 gegründete Nationalpark Hohe Tauern das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet Mitteleuropas dar. Er beheimatet 10.000 Tier- und 1.800 Pflanzenarten und verfügt mit dem Großglockner (3.798 m) über die höchste Erhebung Österreichs. Neben seiner Funktion als Erholungsgebiet von Mensch und Natur betreibt der Nationalpark Hohe Tauern Projekte, welche auch Klimaforschung berücksichtigen. Wichtige derzeit laufende Projekte befassen sich mit der Gletschermassenbilanz, dem Gewässermonitoring und der Überwachung des Permafrosts.

Kontakt Nationalpark Hohe Tauern: Mag. Helene Mattersberger Öffentlichkeitsarbeit
Kirchplatz 2

9971 Matrei in Osttirol
T +43 / 4875 / 5112 – 23
M +43 / 664 / 25 16 166
E h.mattersberger@hohetauern.at W www.hohetauern.at

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