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Forschung

9. Juni 2010

Modernes Prostata-Krebsmittel im Endspurt: Fortgeschrittene klinische Studie am AKH Wien. Patienten zur Teilnahme eingeladen

Wien, 9. Juni 2010 – Heute gab die Arbeitsgruppe Urologische Tumore am AKH Wien den Beginn der Patientenaufnahme für eine neue klinische Studie bekannt. Die Studie der klinischen Phase 3 wird die Effizienz und Sicherheit eines innovativen Medikamentenkandidaten untersuchen, der zur Behandlung des fortgeschrittenen hormon-resistenten Prostatakarzinoms dient. Prostatakrebs-Patienten, die zuvor mit einem bestimmten Chemotherapeutikum behandelt wurden, könnten in die Studie aufgenommen werden. In Österreich können bis zu 75 Patienten teilnehmen. Interessenten wird die Kontaktaufnahme mit dem Koordinationsbüro (Medizinische Universität Wien, Frau Dagmar Liebhart, T 40400 – 7572) zur Klärung ihrer Eignung für die Teilnahme empfohlen.

Eine Therapie, die derzeit die klinische Studienphase durchläuft, wird nun am AKH Wien untersucht und könnte Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom erneute Hoffnung bieten. Die Untersuchung folgt erfolgreichen Studien der klinischen Phasen I – II am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York, USA (Leitung: Dr. Howard Scher).

Prof. Michael Krainer vom AKH Wien zählt in Europa zu den Hauptleitern dieser Studie und sagt: „Wir sind von dieser Studie sehr angetan. Denn wir erleben Patienten, bei denen zwar alle derzeitigen Therapien und Chemotherapien versagen, die mit dieser neuen Hormontherapie aber Chancen bekommen . Für Patienten, bei denen die Chemotherapie versagt hat, und deren Therapieoptionen begrenzt sind, bietet diese Studie neue Aussichten. Die Medikamente in dieser Studie werden oral eingenommen. Das bedeutet für die Patienten, die im Allgemeinen bereits eine Menge an Behandlungen erdulden mussten, weniger Belastungen.“

Im Falle einer Prostatakrebs-Erkrankung können männliche Sexualhormone (Androgene, wie Testosteron) das Wachstum der Krebszellen anregen. So genannte Hormontherapien setzen hier an, doch können Krebszellen eine Resistenz gegenüber dem Therapeutikum entwickeln. Krebszellen wachsen dann trotz Behandlung weiter. Diese Art Krebs wird als Hormon-Resistenter-Prostatakrebs (HRPC) bezeichnet.

Das jetzt untersuchte innovative Medikament wird als dreifach-wirksamer Androgenrezeptor-Antagonist bezeichnet. In Krebszellen, die auf einige andere Medikamente nicht mehr ansprechen, bewirkt dieser ein verlangsamtes Wachstum und den Tod – und das auf drei unterschiedlichen Wegen: er blockt die Bindung von Testosteron an den Androgen-Rezeptor, behindert die Bewegung des Androgen-Rezeptors in Richtung des Kerns von Prostatakrebszellen (nukleäre Translokation) und hemmt die Bindung an DNA.

Die aktuelle Studie ist die letzte in einer Serie von drei Studien, die zur Zulassung des Medikaments notwendig sind. Sie wird die Wirkung des Therapeutikums auf das Überleben und andere Faktoren, inklusive der Lebensqualität,

untersuchen. Die Studie wird in Österreich und weiteren europäischen Ländern sowie in den USA, Kanada, Südamerika, Australien und Südafrika durchgeführt. Bis zu 1.200 Männer werden an der Studie teilnehmen. Zwei Drittel der Patienten, die die Teilnahmekriterien erfüllen, werden nach dem Zufallsprinzip ausgesucht und erhalten das neue Medikament (zur täglichen oralen Einnahme). Ein Drittel wird ein Placebo erhalten.

Prostatakrebspatienten in Österreich, die zuvor mit einem bestimmten Chemotherapeutikum behandelt wurden könnten den Teilnahmekriterien entsprechen. Sie sind aufgerufen mehr über die mögliche Teilnahme zu erfahren, da klinische Forschung von fundamentaler Bedeutung für das bessere Verständnis der Behandlungsmöglichkeiten von Prostatakrebs – und damit der Verbesserung der Überlebenschancen der Patienten – ist. Interessierte Patienten sind eingeladen sich an Frau Dagmar Liebhart (T 40400 – 7572; E dagmar.liebhart@meduniwien.ac.at) zu wenden oder die Webseite http://www.affirmtrial.de zu konsultieren.

Folgende drei Fragen helfen Patienten ihre Chance auf eine Teilnahme einzuschätzen, da eine Teilnahme nur bei Beantwortung aller drei Fragen mit „Ja“ möglich ist:

  1. Ist Ihr Prostatakrebs in einem fortgeschrittenen Stadium?
  2. Wurden Sie mit einem Chemotherapeutikum behandelt?
  3. Ist der Krebs seit der Chemotherapie weiter gewachsen?

Über Prostatakrebs

Prostatakrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebsart und unter Männern weltweit die sechsthäufigste Todesursache aller Krebsarten. Jedes Jahr wird bei 670.000 Männern Prostatakrebs diagnostiziert. Die höchsten Raten gibt es in West- und Nordeuropa, den USA, Australien und Neuseeland. In Europa, wo derzeit mehr als 2 Mio. Männer mit Prostatakrebs leben, ist dieser Krebs eine der häufigsten Krebsarten bei Männern. In den 25 Mitgliedstaaten der EU wurde im Jahr 2006 bei 301.500 Männern Prostatakrebs diagnostiziert1 . Für zahlreiche Länder wurden in den letzten Jahren substanzielle Anstiege bei Prostatakrebsfällen verzeichnet. Patienten mit hormon-resistenten Prostatakrebs haben schlechte Behandlungsaussichten und wenige Behandlungsoptionen.

1 Ferlay, J., et al., Estimates of the cancer incidence and mortality in Europe in 2006 Ann Onc 2007; 18(3):581-92

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