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Wissenschaft

17. März 2003

My castle is my home – die Hofburg zu Innsbruck als Spiegel von Zeit und Persönlichkeiten

Herrschaftsansprüche, persönlicher Geschmack und kurzlebige Moden sorgten für regen Wechsel bei der Innenraumgestaltung der kaiserlichen Residenz in Innsbruck. Diese dynamische Entwicklung in der Zeit nach Maria Theresia bis zum Jahr 1918 wurde nun, im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds (FWF) geförderten Projekts, umfassend rekonstruiert. Die von der Bundesmobilienverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführte Forschung beinhaltet spannende Details über wechselnde Bedürfnisse und individuellen Geschmack. So gewährt sie einen beeindruckenden Einblick in die menschlichen Aspekte österreichischer Wohn- und Kulturgeschichte.

Seit 1665 vorwiegend als Absteigequartier auf langen Reisen nach Italien genutzt, wurde die Architektur der Hofburg zu Innsbruck lange Zeit vernachlässigt. Erst Maria Theresia veran- lasste ab 1754 eine umfassende Vereinheitlichung und Modernisierung des Baustils. „Nun galt es den Wohnbereich des Kaisers dem jeweiligen Geschmack und den veränderten Bedürfnissen anzupassen“, erklärt Dr. Lieselotte Hanzl-Wachter, die diese spannende Phase österreichischer Wohn- und Kulturgeschichte in ihrer Arbeit wieder aufleben ließ. „Sehr hilfreich für unsere Studie waren die in Europa fast einzigartig reichen Depots, die uns Originalmobiliar und sogar Teile der teuren Webstoffe aus so gut wie allen Epochen zugänglich machten.“

Die zusätzliche Auswertung von Informationen aus über 30 verschiedenen historischen Quellenbeständen erlaubte Lieselotte Hanzl-Wachter erstmals eine detailreiche Illustration der wechselnden Lebensumstände und -bedürfnisse der adligen Bewohner in den unter- schiedlichsten Stilepochen – vom Rokoko über das Biedermeier bis zum Ende der Monarchie im Jahr 1918.

Insbesondere in der Zeit von 1810 bis 1860 wurde die Hofburg zu Innsbruck dreimal radikal umdekoriert. Gestaltete noch 1811 der bayrische Kronprinz Ludwig den Ausbau der Hofburg nach dem von Napoleon beeinflussten Stil des Empire, so wurden im Auftrag von Kaiser Ferdinand I. bereits 26 Jahre später 700 (!) neue Möbelstücke vom Innsbrucker Tischler- meister Johann Geyr angefertigt. Ein wahrlich mehr als „fürstlicher“ Auftrag. Allerdings entschied sich der Wiener Hof unter Kaiser Franz Joseph bereits 1858 wieder für einen anderen Stil. So führte der Wiener Hofbildhauer August La Vigne, unter Anleitung des kaiserlichen Bruders Erzherzog Karl Ludwig, die erneute Umgestaltung durch. Dass der Geschmack des Erzherzogs sehr persönliche Nuancen zeigte, belegen Unterlagen aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Nicht nur, dass er die Abwechslung liebte – er bevorzugte für jeden Raum eine andere Farbe –, er bewies auch Mut bei der Farbwahl: neben Rot, Grün und Hellblau wählte er kräftiges Gelb sowie Pink-Weiß. Damit stellte er auch einen auf- fälligen Kontrast zur prunkvollen, aber diesbezüglich doch eher dezenten Gestaltung des Pendants – der Wiener Hofburg – her.

Die Ergebnisse des vom FWF für ein Jahr geförderten Projekts werden demnächst auch in Buchform mit 160 Abbildungen veröffentlicht. Das Werk ergänzt die seit 1994 von Lieselotte Hanzl-Wachter durchgeführten Arbeiten zur originalgetreuen Rekonstruktion der Schau- räume. Zwar wurden diese Räume nach dem Zweiten Weltkrieg wieder liebevoll hergestellt, doch erlaubten es die damals zur Verfügung stehenden Mittel nicht immer die gewünschte Originaltreue zu erreichen. Zukünftig können die Schauräume der Hofburg zu Innsbruck durch Lieselotte Hanzl-Wachters Forschung in angemessener Qualität und Authentizität präsentiert werden.

Bild und Text ab Montag, 17. März 2003, 09.00 Uhr (MEZ), unter: http://www.fwf.ac.at/de/press/hofburg.html

Kontakt:
Dr. Lieselotte Hanzl-Wachter c/o Bundesmobilienverwaltung Mariahilferstraße 88
A-1070 Wien
T: +43/ 1/ 523 42 40-27

Aussender:
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Wien, 17. März 2003