Wissenschaft
19. Oktober 2009
Forschung für den Biolandbau: Soja düngt sich mit Stickstoff aus der Luft selbst
Erstmals wird die Fähigkeit von Sojapflanzen, Stickstoff aus der Luft aufzunehmen, in Trockengebieten Ostösterreichs exakt bestimmt. Hauptziel des vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützten Projektes ist es, Methoden zur Bestimmung der Stickstofffixierleistung und deren Anwendbarkeit bei Trockenstress zu vergleichen. Besonders interessant sind diese Methoden für den biologischen Landbau, in dem Soja eine zunehmend wichtigere Rolle spielt. Im Rahmen eines „Tags des offenen Feldes“ wurden vor Kurzem erste Ergebnisse präsentiert und diskutiert.
Die Sojapflanze ist nicht auf Kunstdünger angewiesen – im Gegenteil. Sie düngt sich sozusagen selbst. Denn Soja kann aufgrund einer Lebensgemeinschaft mit speziellen Bodenbakterien den Stickstoff in der Luft nutzen, wo er – im Gegensatz zum Boden – reichlich vorhanden ist. Tatsächlich kann diese Bindung von Stickstoff aus der Luft auch zur Verbesserung der Bodenqualität beitragen – sogar ohne Zufuhr von Dünger. Damit ist Soja insbesondere für den biologischen Landbau interessant. Der Anbau von Soja in Österreich würde zudem mithelfen, die Abhängigkeit von Eiweißfuttermittelimporten zu reduzieren. Gründe genug also, um die Stickstofffixierung von Soja genauer zu erforschen. Doch die zur Verfügung stehenden Methoden zur Messung dieser Stickstofffixierung unterliegen gewissen Beschränkungen.
Feldforschung bei Wassermangel
Im ostösterreichischen Trockengebiet testen WissenschafterInnen der Bio Forschung Austria nun verschiedene Methoden zur Bestimmung der Stickstofffixierung. Dabei wird vor allem die Zuverlässigkeit der verschiedenen Methoden bei unterschiedlicher Verfügbarkeit von Wasser untersucht. Denn in den Sojaanbaugebieten Ostösterreichs ist Wasser ein knappes Gut. Dieser Wassermangel führt bei so mancher Messmethode zu Problemen. Daher wird jede der Messmethoden unter zwei verschiedenen Bedingungen geprüft: bei ausreichender Wasserzufuhr und bei Wassermangel. Dazu Dr. Bernhard Kromp, Institutsleiter der Bio Forschung Austria: „Bisher rätselte man darüber, ob es bei Wassermangel zu einer Verfälschung der Messwerte kommt oder nicht. Unser Methodenvergleich wird Stärken und Schwächen der einzelnen Methoden aufzeigen. Wir hoffen dann geeignete Methoden in der Hand zu haben, um die Stickstofffixierleistung von Soja im ostösterreichischen Klimabereich exakt bestimmen zu können.“
Im Detail arbeiten die WissenschafterInnen einerseits mit Methoden, die auf der sogenannten Isotopentechnik basieren. Eine andere Methode, mit der sich das Forscherteam um Dr. Kromp beschäftigt, misst die Konzentration bestimmter Stoffe im Pflanzensaft; nämlich die besonders stickstoffreichen Ureide. Diese werden bei der Stickstofffixierung gebildet und erlauben damit einen unmittelbaren Rückschluss auf die Menge an fixiertem Stickstoff. „Wir wollen nun die Frage klären, ob diese Methode auch bei Wassermangel anwendbar ist, wenn der Pflanzensaft sozusagen eingedickt ist.“ Die durch den Methodenvergleich gewonnenen Erkenntnisse dienen als Grundlage für die Klärung weiterer grundlegender Fragen.
Forschung: biologisch nachhaltig
So ist beispielsweise noch nicht geklärt, wie viel Stickstoff Bio-Soja unter ostösterreichischen Klimaverhältnissen aus der Luft aufnimmt. Darüber hinaus arbeitet das Team um Dr. Kromp daran abzuklären, wie viel Stickstoff tatsächlich in die Wurzeln investiert wird und somit auch nach dem Abernten der Soja im Boden verbleibt. Auch dabei stehen die Auswirkungen von Trockenstress im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Diese Ergebnisse der Arbeit von Dr. Kromp und seinem Team werden bereits jetzt nicht nur in Wissenschaftskreisen mit Spannung erwartet. Besonders für die biologische Landwirtschaft könnten sich daraus enorme Vorteile ergeben. Einen ersten Vorgeschmack holten sich LandwirtInnen, WissenschafterInnen und auch Interessierte aus der breiten Öffentlichkeit kürzlich bei einem „Tag des offenen Feldes“, bei dem über 40 TeilnehmerInnen Hintergrund und Ziele des Feldversuchs hautnah vermittelt wurden.
Erste Daten des Projektes deuten an, dass der Sojaanbau auf stickstoffarmen Böden zu einer Schonung von Stickstoff-Reserven führt, sodass die Pflanzen der nächsten Anbausaison mehr Stickstoff zur Verfügung haben, und das, obwohl kein Dünger auf die Felder ausgebracht wurde. Das vom FWF geförderte Projekt ist dabei aber nicht nur für die biologische Feldwirtschaft von Interesse. Auch die Abhängigkeit der österreichischen Viehwirtschaft von Eiweißfuttermittelimporten würde durch einen vermehrten Sojaanbau in Österreich wesentlich reduziert werden.
Bild und Text ab Montag, 19. Oktober 2009 ab 09.00 Uhr MEZ verfügbar unter: http://www.fwf.ac.at/de/public_relations/press/pv200910-de.html
Wissenschaftlicher Kontakt: Dr. Bernhard Kromp
Bio Forschung Austria Rinnböckstraße 15
1110 Wien
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E b.kromp@bioforschung.at
Wien, 19. Oktober 2009
Der Wissenschaftsfonds FWF: Mag. Stefan Bernhardt
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